Thüringen wird meist als Grünes Herz Deutschlands bezeichnet. Diesem Ruf entsprechend gibt es große Waldflächen, die den Bürgern als Erholungsort und der Natur als Stabilisator dienen. Bodenschutz, Lärmschutz, Wasserhaushalt und Klimaregulierung sind hier nur einige der zentralen Themen.
Die Umstellung auf Erneuerbare Energien und andere alternative Energieversorgungsmodelle ist zweifellos von immenser Bedeutung. Die Frage ist aber, wie weit wir gehen sollten, um dieses Ziel zu erreichen. Inwieweit macht es Sinn, zehntausende Quadratmeter Wald zu roden, nur um Windräder aufzustellen? Der Wald ist der größte CO2-Speicher, der aktuell existiert, und das auch noch auf vollkommen natürliche Weise. Windräder mögen zwar Energie erzeugen, aber wie viel CO2 wird bei der Herstellung der Windräder und beim Abholzen des Waldes ausgestoßen?! Und werden Windräder überhaupt solange genutzt, bis sich CO2-Ausstoß und -Einsparung ausgleichen? Wie verfährt man mit den Betonfundamenten im Boden? Was ist mit dem Artensterben bei Insekten und Vögeln? Und wie wirkt sich der von den Windrädern ausgehende Infraschall auf Menschen und Waldbewohner aus? Wichtige Fragen, die bisher kaum oder gar nicht beantwortet werden!
Einerseits verschreibt sich die Thüringer Landesregierung mit ihrem Waldgesetz dem Schutz, der Erhaltung und dem Wiederaufbau des Waldes. Anderseits gibt sie mit dem 2016 verabschiedeten Windenergieerlass riesige Waldflächen für den Bau von Windkraftanlagen frei. Wie genau lässt sich das in Einklang bringen? Insbesondere, wenn man die bereits bestehende Schädigung der Wälder durch Trockenheit, Sturm und Borkenkäferbefall bedenkt, die bisher nur unzureichend angegangen wird. Und welchen Sinn hat es, den hiesigen Wald abzuholzen, nur um als Ausgleichsmaßnahme an anderen Orten der Welt mit Geldern in Millionenhöhe wieder aufzuforsten? Die globale Aufforstung ist ein zentrales Thema bei der Begrenzung der Erderwärmung. Aber was ist ihr Nutzen, wenn in Deutschland weiter abgeholzt wird?
Das aktuelle Beispiel aus dem Saale-Holzland-Kreis, wo nun neue Windkraftanlagen gebaut werden sollen, zeigt einmal mehr die Unwilligkeit der Landesregierung sich mit alternativen Modellen und den Belangen von Bürgern und Natur auseinanderzusetzen. Die aktuelle Studie der ETH Zürich (https://bit.ly/2JtF5SI) zeigt erneut, dass Bäume ein effektiver Klimaschutz sind, da sie CO2 aus der Atmosphäre absorbieren. Immer wieder gehen Bürger lautstark auf die Straße, um gegen einen unsinnigen Bau von Windrädern mitten im Wald zu protestieren.
In St. Gangloff müssten für dieses Windkraftprojekt 83 546 Quadratmeter Wald gerodet werden. Wir sprechen hier über eine Fläche von zwölf Fußballfeldern. Ein massiver Eingriff in Flora und Fauna. Das kann man niemandem erklären.
Als Freie Demokraten stellen wir uns entschlossen gegen solche Projekte, die dem Anschein nach nicht bis zum Ende durchdacht werden! Auch erachten wir Freie Demokraten es nicht für sinnvoll, dass es in Thüringen eine Trennung zwischen dem Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft und dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz gibt. Forstflächen sind Landwirtschaftsflächen, dienen aber auch dem Naturschutz. Durch die Trennung der Ministerien gibt es keinen einheitlichen Plan zur Verfahrensweise und dies schlägt sich in der aktuellen Situation nieder.