Viel beschäftigt hat uns in der FDP-Bundestagsfraktion die Erweiterungspolitik der EU im Hinblick auf den Westbalkan. Für uns steht fest: Ein Beitritt der Westbalkanstaaten zur Europäischen Union wäre ein Gewinn für Menschen, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und Wirtschaft - für EU und Westbalkan gleichermaßen.
Angesichts der schweren Folgen der Corona-Pandemie für die Region auf der einen und der zunehmenden stark konkurrierenden geopolitischen Interessen der Volksrepublik China, Russlands, Saudi-Arabiens und Qatar in der Region auf der anderen Seite ist es jetzt wichtig, dass wir uns dem Westbalkan stärker zuwenden. Im letzten Antrag unserer Bundestagsfraktion „Die europäische Perspektive der Länder des Westbalkans engagiert und realistisch vorantreiben“ halten wir fest: Nur durch eine starke und transparente Konditionierung von EU-Mitteln können wir entsprechende Anreize für konkrete Reformen in den Westbalkanländern schaffen und so deren Annäherung an die EU effizient vorantreiben. Entscheidend ist für uns als FDP außerdem, dass zugleich auch die EU die notwendigen institutionellen Reformen umsetzt, um ihre Aufnahmefähigkeit zu stärken, wobei hier insbesondere an die Verkleinerung der EU-Kommission auf maximal 18 Mitglieder und die Ausweitung des Mehrheitsprinzips auf mehr Politikfelder im EU-Rat zu denken ist.
Auf der Tagesordnung des Europaausschusses stand ebenfalls das Mercosur-Freihandelsabkommens der EU mit den Staaten Südamerikas. Die Zukunft des Abkommens bleibt offener denn je, der Widerstand vieler Mitgliedstaaten, u.a. Frankreich, Österreich und Niederlande, lässt nicht nach. Die zentralen Streitpunkte beziehen sich auf die Umweltaspekte, die Abholzung des Regenwaldes im Amazonas und Importe der Agrarproduktion. Seit einigen Wochen liegt das neue Maßnahmenpaket der EU-Kommission vor, mit welchem sie auf die Kritik der einzelnen Mitgliedstaaten am Abkommen besser eingehen will. Darüber haben wir mit der EU-Kommissarin für Handel Sabine Weyand am 19. April im Europaausschuss gesprochen. Dabei habe ich erneut deutlich gemacht: wir als FDP-Bundestagsfraktion sehen keine Gründe, dieses wichtige Abkommen, von dem die EU in vielerlei Hinsichten stark profitieren würde, weiterhin zu blockieren. In diesem Sinne hoffen wir, dass die Bemühungen der EU-Kommission zusammen mit der Unterstützung des EU-Ratsvorsitzes bald zu seiner erfolgreichen Unterzeichnung führen wird.
Zu den aktuellen Entwicklungen der europäischen Geld- und Finanzpolitik konnte ich mich im Rahmen des „Geldpolitischen Dialogs“ des Europaausschusses mit dem Präsidenten der Bundesbank Dr. Jens Weidmann am 21. April austauschen. Klar ist, dass wir uns für die nächsten Monate auf steigende Inflationsraten einstellen müssen. Die Inflationserwartungen der EZB für 2021 liegen bei 1,5%. Die Preise steigen rasant, die Verknappung der Rohstoffe lässt sich immer deutlicher spüren. Im Bausektor reden wir beispielsweise von einem Preisanstieg von über 60%. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die EZB in ihrer lockeren Geldpolitik möglichst schnell den notwendigen Kurswechsel herbeiführt, um diesen Herausforderungen effizient zu begegnen.
Am 9. Mai wurde zudem die Konferenz zur Zukunft Europas endlich eröffnet. Nun kommt es auf uns alle an, ob und inwieweit wir ihren Rahmen ausnutzen, um die EU effizienter, demokratischer und bürgerfreundlicher zu machen. Wir als FDP-Bundestagsfraktion bleiben dabei: Wir können Europa erst dann fitter machen, wenn wir durch die Konferenz die notwendigen institutionellen Reformen der EU fordern und fördern. Dafür werden wir uns als FDP in den kommenden Monaten weiterhin konsequent einsetzen!