Gerald Ullrich

Gerald Ullrich bei Thüringer Landstolz im Gespräch / Bundestag befasst sich mit Fleischproduktion

Durch die auch in Südthüringen angespannte Wirtschaftslage seit Ausbruch des Coronavirus im März dieses Jahres und dem Bekanntwerden des Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies in Nordrhein-Westfalen, ist der Bundestagsabgeordnete Gerald Ullrich (FDP) vor kurzem mit dem Geschäftsführer der Schmalkalder Fleisch- und Wurstwaren GmbH, Kevin Holland-Moritz, zusammengetroffen.              

Wie Holland-Moritz schilderte, sei das Unternehmen durch die Corona-Beschränkungen der vergangenen Monate nicht betroffen gewesen. Umsatzeinbußen in den Filialen des Fleisch- und Wurstwarenherstellers hätten durch die erhöhte Kundennachfrage nach SB-Produkten in den Supermärkten kompensiert werden können. Auch die Diskussionen um die Hygienesituation in deutschen Schlachthöfen einerseits und die Bedingungen für Leiharbeiter andererseits, die durch die aktuellen Vorfälle beim Fleischbetrieb Tönnies entfacht worden seien, beträfen das Schmalkalder nicht, bekräftigte der Geschäftsführer.                  

Seine Forderungen an die Politik in Sachen Fleischindustrie, Fachkräftemangel und Landwirtschaft formulierte Holland-Moritz eindeutig: „Es braucht in Deutschland eine Nutztierstrategie die nachhaltig ist. Der Tierwohl-Gedanke muss stärker in den Vordergrund rücken, jedoch nicht zu Lasten der Landwirte“, so der Unternehmer. Die dafür notwendigen Investitionen in der Landwirtschaft müssten gefördert werden. Es nutze keinem etwas, wenn die Bauern aus der Region finanziell in die Knie gezwungen würden und das Fleisch dann auf langen Transportwegen zu den regionalen Verarbeitungsbetrieben transportiert beziehungsweise importiert werden müsse. „Die Politik muss sich überlegen, wie die Bevölkerung ernährt werden soll“, gab Kevin Holland-Moritz zu bedenken.

Der Geschäftsführer sprach sich zudem gegen ein geplantes Verbot von Arbeitnehmerüberlassungen und Werksverträgen aus. Dies sei das falsche Signal für die Fleischindustrie, so Holland-Moritz. Die Wurst- und Fleischproduktion sei ein Saisongeschäft. Hier müsse man auf zeitlich begrenzt eingestellte, zusätzliche Beschäftigte zurückgreifen können. Auch Gerald Ullrich stimmte dieser Forderung zu: „Ein Werksvertrag bedeutet nicht Ausbeutung, wenn er zu ordentlichen Bedingungen gemacht ist“, so der Wirtschaftspolitiker.

Der Firmenchef appellierte in Richtung Landespolitik, die Bestimmungen für die Veterinärgebühren zu reformieren. Es könne nicht sein, dass die Veterinärkosten allein durch den Fleischbetrieb übernommen werden. Dies sei ein erheblicher Kostenfaktor, der für kleine Schlachthöfe und Wursthersteller, wie jener in Schmalkalden, der eine erhebliche Belastung darstelle, schilderte Holland-Moritz das Problem.

Der Deutsche Bundestag befasste sich, ausgelöst durch den Tönnies-Skandal, in der zurückliegenden Sitzungswoche mit den Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sowie den aktuellen Tierhaltungsbestimmungen. Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag hatte den aktuellen Antrag „Tierwohl baurechtlich ermöglichen“ eingebracht, der sich insbesondere gegen bürokratische Auflagen, mangelnde Planungssicherheit und überzogene Umweltauflagen beim Umbau der Tierhaltungsbetriebe richtet. Einen „Tierwohl-Soli“ dürfe es nach Ansicht der Liberalen nicht geben: „Der Markt muss regeln, welche Produktionsstandards sich bei Lebensmitteln durchsetzen werden. Solange ich mich als Verbraucher für die Billig-Variante entscheide, wird es keinen flächendeckenden Standard für ökologisch erzeugte, preislich faire und qualitativ gute Produkte geben“, so der Bundestagsabgeordnete Gerald Ullrich.